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Allgemein:
Erwin Ott wurde als Sohn des Malermeisters Nikolaus Ott und seiner Frau Katharina am 28.
November 1951 auf einer veritablen Burg in Gerolstein geboren. Die Berge und Täler der Eifel
brannten sich ganz tief in seine junge Seele ein. Für ihn, der später im flachen Peiner Land lebte,
blieb die Eifel daher immer eine Sehnsuchtslandschaft. Dort absolvierte er nach der Schule auch
seine Lehre. Im Cafe Dolomit ließ er sich zum Konditor ausbilden. Seine Gesellenprüfung absolvierte
er bereits im Jahre 1969. Dann zog es ihn aber auch in andere Gegenden, wie Altenahr, einem
Kurort am Rande des Ahrgebirges unweit von Bonn. Denn ein wenig bergig sollte es schon sein.
Anschließend absolvierte er brav seinen Militärdienst. Die Bundeswehr verließ er 1973 in Richtung
Fürstenfeldbruck. Von 1974 bis 1976 zelebrierte er sodann seine Back- und Konditor-Künste im
hessischen Rüsselsheim. Dort begann er auch, sich auf die Meisterprüfung vorzubereiten. Die
absolvierte er im Alter von 24 Jahren im Juni 1976 in Wolfenbüttel. Für die Zeit des
Meisterlehrgangs hatte er sich - praktischerweise - dort auch einquartiert. In seiner knappen Freizeit
besuchte Erwin dann auch schon einmal ein Tanzvergnügen. Und, wie der Zufall es wollte, lernte er
dabei eine gewisse Ulrike Schmidt kennen und lieben. Am 3. Juni 1978 fand die Hochzeit statt.
Nach seiner Meisterprüfung arbeitete Erwin zunächst als Konditor-Meister in Salzgitter.
Erwin und Ulrike bekamen über die Jahre drei Kinder: Katja, Andreas und Annelie. Das Nesthäkchen
wurde bereits in Woltorf geboren. Dort hatte Erwin am 1. November 1983 eine alte Bäckerei
übernommen. Wenn man das Haus auf Bildern der achtziger Jahre sieht, weiß man, was Erwin und
Ulrike geleistet haben. Denn, ganz nebenbei, absolvierte er im Jahre 1984 auch noch seine Prüfung
zum Bäckermeister. Das Gebäude und der Backbetrieb wurden vom Kellerboden bis zum Dachfirst,
innen und außen aufwändigst saniert. Aus einem nicht sehr ansehnlichen Gebäude wurde so ein
wahres Schmuckstück in der Ortsmitte von Woltorf. Auf dem Hof hinter dem Haus entstand zudem
eine Mini-Eifel, mit einem richtigen steinernen Wasserfall. Die Steine hatte sich Erwin allerdings
im Harz besorgt. Ganz tief in seinem Inneren war Erwin nämlich immer ein Eifler-Jung geblieben.
Im Gegensatz zu den modernen Brotfabriken, die mittlerweile unsere Einkaufsmeilen überziehen,
blieb Erwin der traditionellen Arbeitsweise treu. So, wie er es in der Eifel gelernt hatte. Dafür
schätzten ihn nicht nur die Woltorfer. Viele Kunden kommen auch aus den Nachbarorten, um Brot,
Brötchen und Gebäck in der Bäckerei Ott zu kaufen. Erwins Roggenmischbrot schmeckt noch nach
drei Tagen. Wenn man es ganz frisch und warm kauft, möchte man am liebsten - aus Heißhunger
wie in der Kindheit - mit den Fingern Stücke aus dem Brotlaib reißen. Ein Geheimtipp: Erwins Brot
getoastet und mit etwas Butter bestrichen. Ein Hochgenuss! Seine künstlerische Begabung zeigte er
bei der Konstruktion seiner überaus beliebten Hochzeitstorten. Bei denen bildete er zuweilen ganze
Häuser detailliert nach. In Zuckerguss und Marzipan. Erwin wusste: die Augen essen immer mit.
Sein Wissen über die Backkunst brachte er auch in die Bäcker-Innung ein - seit 2001 als stellvertretender
Obermeister. Besonders am Herzen lag ihm dabei die Ausbildung des Bäcker- und
Konditor-Nachwuchses. Dafür war er in seiner knappen Freizeit in ganz Niedersachsen unterwegs.
Seine Karriere als Sänger begann er bereits in Salzgitter im dortigen Quartett-Verein. Seit Januar
1984 war er Mitglied des MGV Woltorf. Sängerisch begabt und mit einfühlsamer Stimme war er
eine solide Säule des Chores. Legendär war seine „Performance“ bei den Liedern der Commedian
Harmonists, vorgetragen beim Kommersabend der Volksfestgemeinschaft. Mit seinem aus purer
eifeler Lebensfreude vorgetragenen „bewegten Gesang“ riss er die ganze Truppe mit und das Publikum
zu Beifallsstürmen hin. Im Jahre 2011 errang er gar die K.nigswürde der Volksfestgemeinschaft.
Bei Feiern gehörte er indes immer zu jenen, die das festliche Geschehen früh verließen. Für
ihn war es trotzdem eine kurze Nacht, denn um ó 3 klingelte der Wecker. Während das Dorf noch
schlief, sorgte er schon für die Frühstücksbr.tchen. Sieben Tage die Woche und das über viele
Jahre. Auf seinen Ruhestand freute er sich daher sehr und bereitete sich gewissenhaft vor. Mit 60
begann er, Doppelkopf zu spielen und zeigte auch hier Talent und Einfühlungsverm.gen. Im Herbst
2013 dann der Schock. Er war tagelang ohne rechten Appetit. Eine Untersuchung brachte es an den
Tag: Magenkrebs! Ab Oktober dann 9 Wochen lang Chemotherapie. Am 14. Januar 2014 entfernte
man ihm den gesamten Magen. Anfangs schien der Krebs sogar besiegt. Doch nach 4 Monaten
stand fest: der Krebs hatte gesiegt. Am 17. Mai starb Erwin Ott, bis zuletzt gepflegt von seiner Frau.
Woltorf, den 23. Mai 2014 Hans-Joachim Selenz
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