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Allgemein:
Der Begriff ,,Genosse" stammt aus der Jägersprache. Dazu lesen wir im BLV Jagdbuch ,,Der
Jagdgebrauchshund": ,,Ich mache alle meine Hunde nach den Aufbrechen (des Wildes)
genossen, indem sie von meiner Hand ein Stück Milz oder etwas geronnenen Schweiß (Blut)
erhalten". Der Hund lernt so ,,sehr oft schon am ersten Stück", wie lohnend es ist, Beute zu
machen. Der Begriff ,,Genosse" als Anrede unter SPD-Mitgliedern ist also durchaus zweideutig.
Doch muss man - gerechterweise - differenzieren. Es gibt zwar Genossen in der SPD, die nur der
Beute wegen in der Partei sind. Andererseits jedoch - und weit überwiegend - Sozialdemokraten
mit Visionen, ehrlichen Überzeugungen und Moral. An der Spitze der Partei in Niedersachsen
gibt ,,Genosse Gabriel" den Ton an. Aus der Diskussion um Nebeneinkünfte der Abgeordneten
stammt von ihm der folgende Satz: ,,Wer die ganze Wahrheit kennt, aber nur die halbe Wahrheit
nennt, ist dennoch ein ganzer Lügner." Das hört es sich toll an. Und reimt sich sogar in Teilen.
Danach kam freilich nur noch Ungereimtes zu Tage. ,,Genosse Gabriel" hatte klammheimlich
Beute gemacht. Hinter dem Rücken der Partei hatte er sich seinen Ausstieg aus der Politik finan-
zieren lassen. Aus der Konzernkasse der Volkswagen AG. Sozusagen als zweiten Vermögens-
Bildungsweg für Parteigenossen. VW wird vom Land Niedersachsen beherrscht. Einige Monate
zuvor saß er noch im Aufsichtsrat der Landesfirma. Da brachte er Freundin Ines bei VW unter.
Natürlich beim Parteigenossen Peter Hartz in der VW-Personalabteilung. Dass Gabriel dreist und
nassforsch ist, war bekannt. Die Begründung für diese ,,Eselei" ist allerdings die vorläufige
Krönung: ,,Sie ist nicht eingestellt worden weil, sondern obwohl ich dem Aufsichtsrat angehört
habe." Im selben Atemzug versteigt er sich zu den Begriffen ,,Sauerei" und ,,Sippenhaft" für
journalistische Fragen zu diesem Genossen-Begünstigungs-Skandal. Ganz nebenbei stellt sich
dann auch noch folgendes heraus: Seine Beteiligung an der Tarnfirma CoNeS betrug nicht 25
sondern 75 %. Er war also Hauptgesellschafter! Dreister kann man das Abgeordnetengesetz nicht
unterlaufen. Ein klarer Fall für den Staatsanwalt. Und zwar sowohl aus Sicht der VW AG, des
Landes Niedersachsen und des Ex-VW-Aufsichtsrates Gabriel (s. u. a. §117 AktG). Außerdem
war er an einer Firma seines Freundes Strunz beteiligt. Die trägt den Namen ,,Strunz & Friends
Marketing GbR". Dass er während seines ,,Ausstiegs aus der Politik" bei CoNeS mitgearbeitet
hat, gab er auch erst später zu. Als Fraktionsvorsitzender der SPD kassierte er demnach doppelte
Abgeordneten-Diäten für halbe Arbeit. VW-Netzwerker ,,Genosse Gabriel" in seinem Element.
Freund Strunz ist übrigens mittlerweile Manager des VW-Clubs VfL Wolfsburg.
Genossen haben sich den Weltkonzern VW zur Beute gemacht. Dr. Peter Hartz, Mitglied des
Vorstandes der Volkswagen AG, tourt als Kanzlerberater durch die Medien und stellt die Freun-
din des Partei-Genossen und VW-Aufsichtsrates Gabriel ein. Die Rechnungen bezahlen die Mit-
arbeiter des Konzerns und die Aktionäre der VW AG. Die 100 000 Euro Ausstiegsprämie für
den ,,Genossen Gabriel" spendiert der Volkswagen-Vorstand obendrein. Gabriels Rückfall in die
Politik wird eskortiert von anderen Volks-Wagen-Parlamentariern der SPD. Ihre Haltung ist ge-
prägt von schamlosem Privat-Kapitalismus. Genossen-Vermögens-Bildung á la Gabriel und VW
hätte man von einem hochrangigen Mitglied der SPD und von einem Weltkonzern nie erwartet.
Einem echten Sozialdemokraten bricht spätestens hier der kalte Schweiß aus. Doch was macht
seine Partei? Sie stellt sich demonstrativ hinter den gestrauchelten Genossen. Der Bürger re-
gistriert antrainierte Reflexreaktionen. Einstudiert in Rhetorik-Seminaren für den Genossennach-
wuchs. Dort lernt man, dass Angriff die beste Verteidigung ist. Die Partei erlebte in ihrer mehr
als 100-jährigen Geschichte Zeiten schlimmster Verfolgung. Daraus erwuchs eine Wagenburg-
mentalität. Der Feind steht immer draußen. In den eigenen Reihen ist er als ,,Genosse" getarnt.
An seinen eigenen Aussagen gemessen ist ,,Genosse Gabriel" ein ganzer Lügner. Wie weit geht
nun die Solidarität der Sozialdemokraten mit dem ,,Lügner Gabriel"? Wie weit kann sich seine
Partei von den eigenen Idealen entfernen, ohne sie zu verraten und ihre Identität zu verlieren?
Peine, den 9. Februar 2005 gez.: Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Selenz
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