Ermitteln verboten

Jürgen Roth ­ Ermitteln verboten!
- Warum die Polizei den Kampf gegen die Kriminalität aufgegeben hat -

Eichborn Verlag Frankfurt/M 2004 ISBN 3-8218-5588-6 www.juergen-roth.com

Der Autor ist bekannt durch TV-Dokumentationen und investigative Bücher wie Der Oligarch
(2001), Netzwerk des Terrors (2001) oder Die Gangster aus dem Osten (2003). ,,Jürgen Roth,
gehört zu Deutschlands bekanntesten Kennern organisierter Kriminalität."
Manager Magazin

Der Autor zeigt uns ein Land, das wir zu kennen glauben. Den sog. Rechtsstaat Bundesrepublik
Deutschland. Dies Land ist allerdings das Gegenteil dessen, was Otto Normalverbraucher sich ge-
meinhin unter einem Rechtsstaat vorstellt. Was Roth ihm zeigt, kennt er sonst nur aus dem Tatort.
Roths These: ,,Politiker und Entscheidungsträger in der Wirtschaft haben massive Interessenver-
flechtungen mit der organisierten Kriminalität und unterbinden oder blockieren gezielt Ermittlun-
gen. Während immer neue Sicherheitsgesetze den Bürger einschränken, sind Politik, Wirtschaft
und Justiz längst Teil der zunehmenden Kriminalitätsspirale".
Starker Tobak! Kann Roth das
belegen? Der Bürger, Rädchen in der Maschinerie, bemerkt diese Kriminalität oft nur unbewusst.
Hunderttausende wurden zwar bereits Opfer von Immobilienhaien, Bankbetrügern und Gewalt-
tätern. Da man aber sicher sein kann, das Knöllchen zu erhalten, wenn man zu schnell fuhr oder
falsch parkte, fragen viele: Wo gibt es denn bei uns Probleme? Sieht Jürgen Roth weiße Mäuse?

Mitnichten. Die Bürger werden immer fühlbarer Opfer der Kriminalitätsspirale. Roth bringt kon-
krete Beispiele nicht nur vom platten Lande: ,,1995 hatte die Stadt Braunschweig, damals noch
von der SPD regiert, mit der Braunschweigischen Kohlenbergwerke AG BKB Verträge zur Müll-
verbrennung abgeschlossen. Rechts- und Rechnungsprüfungsamt sowie Naturschützer warnten
vor dem Abkommen. Vergeblich. Einsicht in die streng vertraulichen Unterlagen hatten die Bür-
ger natürlich nicht. Die Anlagen waren von Anfang an völlig überdimensioniert und die vertrag-
lich festgelegten Mengen überhaupt nicht zu erbringen. Die Folgen: Durch die abgeschlossenen
Verträge wurden die Stadt Braunschweig und vor allem die städtische Versorgungs AG in erheb-
liche Schwierigkeiten gebracht, und die Bürger mussten exorbitant hohe Müllgebühren zahlen".

Abgeschlossen hatte den Vertrag der Oberstadtdirektor. Der stand Minister Glogowski nahe.
Genosse Glogowski saß als Entscheider im Aufsichtsrat der Stadtwerke, der Versorgungs-AG und
der BKB! Als die Polizei eine Durchsuchung vornehmen wollte, lehnten die Staatsanwälte dies ab.
Die hanebüchene Begründung: ,,Die Auffindwahrscheinlichkeit von Beweisen sei ungleich gerin-
ger als der öffentliche Schaden"
. Der Bürger darf sich die Frage stellen, wie die Staatsanwälte
einen ,,öffentlichen Schaden" definieren? An Weisungen der Politik gebunden, wird der ,,Staats"-
anwalt zum ,,Untertan" unserer Politiker! Dies ist das Krebsgeschwür unseres Rechtssystems.

Roth zitiert den Parteienforscher von Arnim: ,,Hinter dem offiziellen System - das der Bürger sieht
- hat sich ein Schattensystem entwickelt, in dem es nicht um das Allgemeinwohl, sondern um
Macht, Posten und Geld geht. Alle Politiker kennen die geheimen Regeln dieses Systems, und die-
jenigen, die sich entsprechend verhalten, kommen besonders weit".
Basta, möchte man sagen, da
man einige Seiten zuvor erfuhr, mit wem unser Kanzler, ,,Chef" der Deutschen, die Kanzlei von
Anwaltssozius Götz von Fromberg einweihte. Es war der Chef der Hell`s Angels in Niedersachsen
Frank H.. In Frombergs Keller trifft der Kanzler sich mit Managern, Stars und Baulöwen zu ,,Her-
renabenden".
,,Auf Intervention aus Berlin" sollen Steuerfahnder in der Kanzlei des Sozius des
Kanzlers gestoppt worden sein. Der hat noch einen Schreibtisch in Hannover. Doch es stinkt nicht
nur an der Leine. An der Alster ist ein Baulöwe ,,heimlicher Bürgermeister". Mit ,,Killern und
Drogenhändlern als honorigen Bürgern"
beginnt am Main ,,der Balkan". In Mecklenburg-Vor-
pommern gewähren Paten Politikern seltsame ,,Freundschaftsdienste". All dies - das zeigt Jürgen
Roth - ist nur möglich, weil prominente Kriminelle ,,Helfershelfer" in Polizei und Justiz haben.
Auf der Strecke bleiben Moral und Ethik. Laut Duden: Sittliches Wollen und Handeln, das sich
aus der Verantwortung gegenüber anderen herleitet. Hochachtung vor dem Autor! Der Mann zeigt
Verantwortung und er zeigt eine gehörige Portion Mut. www.hans-joachim-selenz.de


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