Karl Wisserodt |
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Karl Wisserodt wurde am 10. Juli 1921 in Sehlde geboren. 1925 zog er mit seinen Eltern nach Mehle ebenfalls in der Nähe von Hildesheim, wo er am 9. April 1935 konfirmiert wurde. Zwei Tage später trat er seine Lehre als Schäfer an. Als Lehrling bekam er im Monat 10 Mark im ersten, 12 Mark im zweiten und 15 Mark im dritten Lehrjahr. 1940 wurde Karl aktiver Sänger im Chor in Mehle. Sein ehemaliger Lehrer - eine absolute Respektsperson im Ort - hatte ihn gleichsam dienstverpflichtet. Er hatte Karl am Denkmal, dem Treffpunkt der Dorfjugend, angesprochen und ihn gebeten, Mitglied des Chores zu werden. Karl hatte nämlich zwischenzeitlich seine Prüfung als Schäfergeselle abgelegt. Er sang fortan, seiner prägnanten Stimme wegen, im Bass. Dort sang er bis zuletzt - 75 Jahre lang. |
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Am 1. Mai 1941 trat er, zuvor mehrfach wegen beruflicher Unabkömmlichkeit freigestellt, als Frei-williger seinen Dienst bei den Fallschirmjägern an. Im Rahmen seiner Ausbildung sprang er 6-mal mit dem Fallschirm ab. Er diente in Russland, Nordafrika, und Frankreich. Aus Nordafrika wurde er kurz vor Toresschluss am 4. Mai 1943 mitsamt seiner Truppe mit einer Ju 52 ausgeflogen. Auch während des Krieges hielt Karl Kontakt zu seinen Sangesbrüdern und Schwestern in der Heimat. Im August 1944 geriet er in Gefangenschaft, wurde einen Monat später nach Halifax in Kanada verlegt. Im dortigen Lager wählte ihn einer seiner 15.000 Mitgefangenen, der spätere Regisseur Rolf von Sydow, für den Lagerchor aus. Der bestand damals immerhin aus 120 Sängern. Nach zwei weiteren Jahren der Internierung in England und Schottland kehrte Karl im März 1948 schließlich zurück nach Mehle. Zu Rolf von Sydow hielt er auch später noch häufig Kontakt. |
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Seine Meisterprüfung legte Karl am 7. November 1949 ab. Zwei Tage zuvor waren seine Zwillinge geboren worden. Am 1. August 1950 wurde er selbstständiger Schäfermeister in Mehle - dort aller-dings nur zur Pacht. Am 1. August 1964 kaufte er in Woltorf bei Peine den alten Hof der Familie Freese und zog am 12. November 1965 mit seiner Familie in das Anwesen nicht weit von der Kirche. In den ersten Jahren hielt er noch engen Kontakt zu den Sanges-Brüdern und -Schwestern in Mehle. Mit der Zeit wurde die Fahrt zwischen neuer und alter Heimat dann doch zu beschwerlich und die Verbindung zu den neuen Mitbürgern enger. 1967 trat Karl in den Männergesangverein Woltorf ein. |
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Nach alter Tradition führte er seine Schafe bei Wind und Wetter mit seinem Hütehund über die Felder der Region. Er war ihnen ein guter Hirte. Karl lehnte es kategorisch ab, Milchlämmer zu verkaufen, also junge Schafe, die noch gesäugt werden. Er hätte dafür einen höheren Preis bekommen als für ältere, schwerere Tiere: „Die kleinen Wesen haben ja noch gar nicht richtig die Sonne gesehen. Das kann man doch nicht machen“, so seine Meinung. Er zog mit seinen Schafen nach Norden in Rich-tung Heide und nach Osten bis nach Braunschweig. Das Gras auf dem dortigen Flughafen hielt er mit seinen Tieren kurz. Dort lebte er genügsam und bescheiden in seinem Schäferwagen. Manchmal fand er Quartier in der Scheune eines freundlichen Landwirts. Dann wurde oft auf der Diele Skat gespielt. Der Bauernhof - möglichst in der Nähe von Tieren - war auch später sein liebster Platz um Karten zu spielen. Im Skat machte ihm so schnell keiner etwas vor. Er spielte mit den gewagtesten Blättern, verblüffte seine Gegner oft mit überraschenden Winkelzügen. Trotz geringen Einsatzes reichte sein Gewinn am Ende fast immer „für die Brötchen zum Frühstück“. In der Zeit der Einsamkeit in der Natur hatte Karl Gelegenheit, über viele Dinge nachzudenken. Jahrzehntelang war er einer der eifrig-sten Leser der Bibliothek in Peine. Denn Karl war stets nicht nur Schäfer, sondern auch verkappter Philosoph, blieb auch als Rentner stets am Puls der Zeit. Er interessierte sich für Politik und gesell-schaftliche Entwicklungen. Über Ungerechtigkeiten konnte er sich mächtig aufregen. Adameks Buch „Schön reich - Steuern zahlen die anderen.“, trieb ihn lange um. Nach dem Tod von Mimi, seiner lieben Frau, sah man ihn fast täglich auf dem Weg zum Friedhof. Doch in den letzten Jahren machte das Herz nicht immer mit. Karl ließ sich darob nicht verdrießen. Den Waldarbeitern stiftete er einen großen Stein aus seinem Garten. Der steht nun mit seiner Inschrift an deren Schutzhütte. Dem Män-nergesangverein blieb Karl bis zu seinem Tode treu. Er sang die meisten Lieder ohne Notenblätter. Texte und Noten hatte er im Kopf. 2010 wurde ihm die Ehrennadel des Deutschen Sängerbundes für 70 Jahre aktives Singen überreicht. Und auch der Schalk lugte nicht selten aus seinem Nacken. Als er beim Singen anfing, statt Bier nur Tee zu trinken, fragte ihn ein Sangesbruder, was er denn da mache. Seine Antwort darauf: „Ich will doch mal gesund sterben!“ Am 16. Januar starb Karl Wisserodt im Krankenhaus in Peine. 4 Tage zuvor hatte er mit seinen Sangesbrüdern noch Skat gespielt. |
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